Mit den Frauen zieht die soziale Kälte ins Kabinett Cameron ein

14.05.2015
Frauen im Kabinett Cameron
Die Daily Mail präsentiert die Frauen in der neuen Regierung
Drei neue Frauen hat Tory-Premierminister David Cameron nach der Wahl in der vergangenen Woche in sein Kabinett geholt und schon schreibt der "Guardian" von "Dave´s darlings". Die "Daily Mail" beschreibt die Kabinettsumbildung dagegen als "Sieg der Vernunft". Insgesamt gehören dem Kabinett jetzt zehn Frauen und zwanzig Männer an. Bis vor der Sommerpause gab es nur drei weibliche Kabinettsmitglieder. Als Cameron 2014 drei weitere ernannte, spottete die Presse, der Regierungssitz in der Downing Street sei jetzt „No. 10 Catwalk“. Seitenlang beschäftigten sich die Boulevardzeitungen im Sommer 2014 mit den Outfits der neuen Ministerinnen. Ein Dauerbrenner sind auch die Berichte über die angeblich zu teuren und geschmacklosen Klamotten von Innenministerin Theresa May. Über teure oder häßliche Politiker-Anzüge berichten die Zeitungen dagegen nie. 
Bei der Wahl vor einer Woche hatten die konservativen Tories überraschend die absolute Mehrheit gewonnen. Sie können nun ohne liberaldemokratische Koaltionspartner regieren. Mit den drei neuen Frauen kommt frischer Wind ins Kabinett, es ist aber eine ziemlich kalte Brise. 
Amber Rudd, die neue Energieministerin, ist eine ausgesprochene Fraking-Befürworterin. Die ehemalige Finanz-Journalistin sorgte für Empörung, als sie vor einiger Zeit über die Armen in ihrem Wahlkreis Hastings ablästerte. Sozialhilfeempfänger zögen nicht zum Arbeiten in den Küstenort, sondern “um einfachen Zugang zu Freunden, Drogen und Alkohol zu haben”.
Priti Patel befürwortet die Todesstrafe 
Priti Patel, neue Staatssekretärin für Beschäftigung, denkt ähnlich und will so schnell wie möglich die Sozialhilfe kürzen. Sie behauptet: “Sozialhilfeempänger, die nie gearbeitet haben, erfreuen sich eines Lebensstils, den sich andere nicht leisten können." Die Tochter indisch-stämmiger Einwanderer gehört zum extrem Europa-kritischen Flügel der Konservativen und befürwortet die Todesstrafe.
Die neue Staatsekretärin für Unternehmen, Anna Soubry, sorgte vor einiger Zeit für Proteste, als sie sagte: “Am Gewicht der Menschen kann man erkennen, aus welcher Schicht sie kommen”. Die alleinerziehende Mutter ist etwas liberaler eingestellt als Patel und Rudd. Sie verteidigte die Einwanderung und die Homo-Ehe gegenüber ihren konservativeren Parteifeunden. Eine wichtige Position im Kabinett hat auch Nicky Morgan, seit  2014 Erziehungsministerin und Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung. Penny Mordaunt, während des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes 2002 Pressesprecherin von George W. Bush, wurde Staatssekretärin im Verteidigungsministerium. Sie gehört dem Kabinett allerdings nicht an.  
Die mächtigste Frau im Kabinett ist Theresa May, die seit 2010 Innenministerin ist. Sie könnte Cameron eines Tages als Parteivorsitzende und möglicherweise auch als Premierministerin beerben. Am Mittwoch machte sie den menschenfeindlichen Vorschlag, die EU solle festlegen, dass Armuts-Flüchtlinge, die aus dem Mittelmerer gerettet werden, gleich wieder zurück geschickt werden. Am Donnerstag stellte sie ihr geplantes Anti-Extremismus-Gesetz vor. Damit will sie strengere Einreisekontrollen und Verbote von extremistischen Organisationen durchsetzen. May wird demnächst auch das umstrittene Gesetz zur Speicherung von Telekommunikationsdaten auf den Weg bringen. Dieses so genannte “Schnüffel-Gesetz” war in der Vergangenheit von den Liberaldemokraten verhindert worden. Jetzt hat die Innenministerin freie Fahrt und kann Internetprovider verpflichten, Kundendaten an die Sicherheitsbehörden weiter zu geben. 
Wegen ihrer Outfits geriet Theresa May ins Visier der Presse
Immer wieder geriet Theresa May ins Visier der Boulevardpresse. Aber selten wegen ihrer Politik, meist wegen ihrer extravaganten Outfits. Ihre farbigen Jacketts brachten ihr den Spitznamen “Merkel aus Maidenhead” (Maidenhead ist ihr Wahlkreis) ein. Trotz ihrer einflussreichen Stellung als Innenministerin, tritt May eher zurückhaltend auf. Das Magazin "The Spectator" nannte sie deshalb “Großes Tier auf Samtpfoten”.
2012, als sie neben ihrem Job als Innenministerin auch noch für “Frauen und Gleichberechtigung” zuständig war, bezeichnete sie sich in Interviews gerne als “Feministin”. Auf die Frage, was der Begriff für sie bedeute, antwortete sie lapidar: “Dass ich mich für Gleichberechtigung einsetze.”
 

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