Nicola Sturgeon wird neue Ministerpräsidentin von Schottland

15.12.2014

Nicola Sturgeon in den Medien

                     Die Zeitungen gehen hart mit Nicola Sturgeon um

Nicola Sturgeon ist ein großer Fan von "Borgen - Gefährliche Seilschaften". Bald wird sie auch im richtigen Leben mit der Hauptfigur Birgitte Nyborg gleichziehen, die in der Fernsehserie eine spannende Karriere als erste weibliche Ministerpräsidentin Dänemarks hinlegt. Sturgeon wird im November ebenfalls Regierungschefin eines kleinen nordeuropäischen Landes - von Schottland, das aber im Gegensatz zu Dänemark noch immer kein souveräner Staat ist.

Seitdem sie sechzehn ist, kämpft Sturgeon in der linksliberalen Scottish National Party (SNP) für die Unabhängigkeit. Im September schien ihr Ziel zum Greifen nah. Doch dann stimmte eine knappe Mehrheit doch für den Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich. Sturgeon, die als stellvertretende Ministerpräsidentin für die Durchführung des Referendums zuständig war, sagte, die Frage der schottischen Unabhängigkeit habe sich erst mal erledigt. Doch mittlerweile klingt sie schon wieder kämpferischer: "Irgendwann wird es eine weitere Abstimmung geben".

Nach dem verlorenen Referendum kündigte Regierungschef Alex Salmond seinen Rücktritt im November an. Sturgeon wird auf dem Parteitag Ende dieser Woche zu seiner Nachfolgerin als Parteivorsitzende gewählt werden. Und da die SNP die absolute Mehrheit im Parlament hat, wird sie kurz darauf Ministerpräsidentin sein. Es ist kein leichtes Erbe, denn Noch-Ministerpräsident Alex Salmond hat die SNP seit seiner Wahl zum Vorsitzenden 1990 sehr dominiert. Viele nahmen die Partei als reine One-Man-Show wahr - was sie nicht ist, denn Nicola Sturgeon spielt seit zehn Jahren als stellvertretende Parteivorsitzende ebenfalls eine wichtige Rolle. Als enge Vertraute hatte sie  Einfluss auf Salmond, der als draufgängerisch und undiplomatisch gilt. "Sie pfeift mich zurück, wenn ich es übertreibe", verriet Salmond in der BBC-Sendung "Woman's Hour".

Die Daily Mail vergleicht Sturgeon mit einem Otter

Mit Sturgeon wird auf jeden Fall ein neuer Politikstil in Schottland einziehen: Sie wird in Edinburgh ruhig und sachlich regieren - ganz anders als ihr polteriger Vorgänger Alex Salmond. Ihre wichtigste Aufgabe wird es sein, die Selbstverwaltung einzufordern, die Premierminister David Cameron vor dem schottischen Referendum versprochen hatte. Erste Rückzieher hat Cameron schon gemacht. Doch die ehemalige Rechtsanwältin wird sich nicht austricksen lassen.

Weil sie ihre politischen Anliegen immer sehr konsequent verfolgt hat, musste sie sich von den Zeitungen als "nippt sweetie", "verbissene Süße" verunglimpfen lassen. Sturgeon konterte souverän und verteilte Süßigkeiten (sweets) an die Journalisten: "Seht, ich bin gar nicht so verbissen". Für den Erfolg veränderte sie ihr Äußeres - und wieder kommentierte die Presse. Die Scottish Daily Mail nannte sie vor wenigen Wochen "glatt und geschmeidig wie ein Otter" und ätzte: "Die Todeszellen-Frisur und die schrecklichen Hosenanzüge sind weg" (siehe Foto).

Die engagierte sich gegen Margret Thatchers Kahlschlag-Politik

Ihre politische Karriere hat Nicola Sturgeon indirekt Margret Thatcher zu verdanken: "Als Thatcher Premierministerin war, wurden so viele Leute arbeitslos. Das empfand ich als soziale Ungerechtigkeit und ich fand auch, dass es falsch ist, dass wir von einem konservativen Kabinett regiert werden, das wir nicht gewählt haben", sagte sie in einem BBC-Interview. 1979, als Thatcher Premierministerin wurde, hatten die Konservativen in Schottland nur wenige Stimmen bekommen. Thatcher war dort noch verhasster als heute der amtierende Premier Cameron. Sturgeon schloss sich als Jugendliche jedoch nicht der Labour Partei an, die damals  stärkste Kraft in Schottland war, sondern entschied sich für die linksliberale SNP. Ihr Credo lautet seitdem:  "Nur ein unabhängiges Schottland wird wirtschaftlich erfolgreich und sozial gerecht sein."

In Schottland spielen Frauen seit jeher eine große Rolle in der Politik. Ab November werden alle drei großen Parteien, die SNP, Scottish Labour und die Konservativen, weibliche Vorsitzende haben. Zur Zeit sind 35 Prozent der Abgeordneten im schottischen Parlament weiblich (im britischen Parlament sind es nur 20 Prozent und im Deutschen Bundestag 36 Prozent). Beim Referendum am 18. September haben allerdings deutlich mehr Männer für die Unabhängigkeit gestimmt. Nicola Sturgeon hat es nicht geschafft, die Mehrheit ihrer Geschlechtsgenossinnen von den Vorteilen eines eigenständigen Staates zu überzeugen. Aber auch das wird ihr möglicherweise noch gelingen.

 

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