Interview mit Bascha Mika, Chefredakeurin der taz

01.09.2007

Wir haben keine Problem, die Stellen mit Frauen zu besetzen


Wir haben keine Probleme die Stellen mit Frauen zu besetzen“ Interview mit Bascha Mika, Chefredakteurin „die tageszeitung“, Berlin Interview: Tina Stadlmayer Wie kommt es, dass bei der taz mehr Redakteurinnen als Redakteure arbeiten und fast jede zweite Ressortleiterstelle mit einer Frau besetzt ist? In unserem Redaktionsstatut ist die Quotierung festgeschrieben. Frauen müssen in der Redaktion ebenso häufig vertreten sein wie Männer. Die Quotierung haben die Redakteurinnen 1980, also ein Jahr nach der Gründung der taz, mit einem Streik durchgesetzt. Wir waren damit der erste quotierte Betrieb der Republik. Inzwischen gehört das ausgewogene Verhältnis von Frauen und Männern längst zu unserer Unternehmenskultur. Zu dieser Kultur gehört es übrigens auch, dass fast alle Redakteure, die Vater werden, Elternzeit nehmen. Welche Auswirkungen hat die ausgewogene Besetzung der Stellen auf das Betriebsklima? Bei uns herrscht eine angenehme Arbeitsatmosphäre, finde ich. Aber auch bei uns kommt es vor, dass auf einer Redaktionskonferenz vor allem Männer reden. Dann wird die Diskussion gleich einen Tick mehr zum Hahnenkampf, als wenn sich Männer und Frauen beteiligen. Was bedeutet es für die Zeitung, dass sie eine Chefredakteurin hat? Eine Zeitung, bei der eine Frau Chefin ist, zeigt dass sie für Geschlechterfragen und Geschlechtergerechtigkeit sehr viel offener ist, als andere Unternehmen. Die taz hat den Anspruch, dass die Belange von Frauen in der politischen Berichterstattung und in allen anderen Teilen der Zeitung vorkommen sollen. Wie versuchen Sie den Anspruch zu verwirklichen? Es gibt zwei Frauen-Redakteurinnen mit je einer halben Stelle, die sich dafür besonders einsetzen. Aber die schaffen das natürlich nicht alleine. Jede Redakteurin, jeder Redakteur muss sich überlegen: Wen interviewe ich? Über wen schreibe ich? Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden? Nur teilweise. Der Anspruch, dass Frauen vorkommen sollen, wird nicht immer erfüllt. Manche Ausgaben sind ziemliche Männer-Blätter. Aber wir arbeiten daran. Ist es schwierig, qualifizierte Redakteurinnen für das Parlamentsbüro und die Inlandsredaktion zu finden? Nein, wir haben keine Probleme die Stellen mit Frauen zu besetzen. Es gibt genügend gut qualifizierte Journalistinnen. Seit 1998 sind Sie Chefredakteurin der taz. Von den Chefs überregionaler Zeitungen ist nur Hans-Werner Kilz von der Süddeutschen Zeitung länger Chefredakteur. Wie haben Sie es geschafft, so lange zu bleiben, obwohl die taz doch dafür berüchtigt ist, ihre ChefInnen im Nu zu verschleißen. Ich bin eine gute Journalistin, zeige ein sicheres Gespür, wo und wie sich die Zeitung entwickeln muss, habe eine hohe soziale Kompetenz und Respekt vor den MitarbeiterInnen. Gerade die beiden letzten Punkte sind in einem Betrieb wie der taz mit flachen Hierarchien und großem Kommunikationsbedarf sehr wichtig. Interview: Tina Stadlmayer Zur Person: Bascha Mika wurde 1954 in Polen geboren. Seit 1988 arbeitet sie bei der taz, seit 1998 ist sie Chefredakteurin.

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