Red Tent Frauengruppe und Meetups. Wie soziale Medien das Einleben in London erleichtern

13.12.2014

Meetup in London

Stadtspaziergang mit den London Cultureseekers

Ich habe eine Schamanin kennengelernt, junge und ältere Feministinnen, Künstlerinnen, kluge und engagierte Menschen in meiner Nachbarschaft. Seit über einem Jahr lebe ich jetzt in London, der Millionenstadt, in der ich zuvor keinen Menschen kannte. Inzwischen habe ich ein Netzwerk aus Freundinnen, Kolleginnen, Nachbarinnen aufgebaut. Diese Kontakte habe ich zu einem großen Teil sozialen Medien zu verdanken.

Natürlich lerne ich durch meine Arbeit als freie Journalistin auch interessante Menschen kennen. Doch das sind meist einmalige Kontakte, aus denen keine Freundschaften entstehen. Das private Netzeknüpfen konnte ich zuvor schon in Bonn, Tokio, Berlin und Hamburg üben, aber durch die sozialen Medien ist es sehr viel einfacher geworden. Einmal im Monat treffe ich mich mit meiner Red Tent Gruppe. Solche Frauengruppen gibt es inzwischen weltweit, auch in Deutschland (in Erding bei München). Frau findet sie über die Website www.redtentdirectory.com. Dort gibt es auch Hilfestellung für alle, die ein eigenes Red Tent gründen wollen. Ich bin allerdings nicht über das Wühlen im Internet, sondern über den Tipp einer Freundin darauf gestoßen.

Unser Red Tent South West London verabredet sich über Facebook und per E-Mail. Meisten sind es zwischen zehn und fünfzehn Frauen, die zusammenkommen, ihre Gedanken, Ideen, Sorgen und Freuden austauschen. Jeden Monat lädt eine andere Frau die Gruppe zu sich nach Hause ein. Die jüngsten Mitglieder sind Mitte zwanzig, die Älteste ist über 70. Es ist also ein Generationen und Berufe übergreifender, manchmal sehr tief gehender Austausch in einem geschützten Raum. Meistens ergibt sich schon aus der ersten kurzen Gesprächsrunde ein gemeinsames Thema, zum Beispiel Neuanfang, Beruf und Familie, Sexualität, Trauer oder Egoismus. Einige von uns bauten auf der Feminism in London Konferenz ein Rotes Zelt auf, in dem Workshops stattfanden. Manchmal gehen wir auch gemeinsam zum Tanzen. Inspiriert hat die amerikanischen Gründerinnen des Red Tents das Buch von Anita Diamant: Das rote Zelt. Es erzählt von dem alttestamentarischen Brauch, dass sich die Frauen in ein rotes Zelt zurückzogen, um Kinder zu gebären, gesund zu werden, zu lernen und sich auszutauschen.

Philosophie, IT, Wandern, Malen - für alles gibt es eine Meetup-Gruppe

Neben dem Red Tent habe ich mich inzwischen auch noch bei meetup.com angemeldet. Das ist eine weltweite Plattform, auf der sich in jeder Stadt Menschen mit ähnlichen Interessen finden. Ich bin bei den London Cultureseekers gelandet. Die Gruppe trifft sich mehrmals im Monat, um gemeinsam die Stadt zu erkunden und Museen zu besuchen. Es sind überwiegend Frauen, aber auch einige Männer sind dabei. Es war wirklich schwer, sich zu entscheiden, denn bei meetup.com gibt es die spannendsten und kuriosesten Gruppen: freiberufliche Kreative, Frauen in IT-Berufen, eine Gruppe für gemeinsame Kinogänge, für Wanderungen, Fahrradausflüge, philosophische Diskussionen, Japanisch sprechende Menschen…

Um zu erfahren, was in meiner Gegend so los ist, habe ich außerdem den Nachbarschafts-Newsletter abonniert. So erfuhr ich, dass ein paar Häuser weiter die Nachbarn eine Geigerin eingeladen haben, die dort nächste Woche ein Konzert gibt. Der Newsletter informiert natürlich auch über strittige Bauprojekte und darüber, welche Gruppen sich wofür oder wogegen engagieren. Und er verbreitet die Einladungen zu Straßenfesten. Die feierfreudigen Londoner treffen sich gerne im Freien, alle bringen etwas zu essen und zu trinken mit, irgendjemand macht live Musik und alle lassen es sich gut gehen.

Meine Geschichts-Gruppe habe ich allerdings auf ganz altmodische Art und Weise kennengelernt. Am Baum vor dem Supermarkt hingt ein Zettel: "Wir treffen uns jeden Donnerstag, um etwas über das Britische Empire zu lernen." Ich habe die angegebene Telefonnummer gewählt und wurde mit offenen Armen empfangen.

 

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