Von Schauspielerinnen, Königinnen, Piraten und Lieblingsorten in London - Tricias Understanding Britain-Kurs
Die Engländer sind schon ein seltsames Völkchen, das merke ich immer wieder, seitdem ich vor zweieinhalb Jahren nach London gezogen bin. Warum nennt mich die Kassiererin im Supermarkt "Darling"? Und: . Ist es nett gemeint, wenn mich meine Nachbarin "Entchen" (Ducky) ruft? Solche und andere Fragen beantwortet Tricia McCurrie in ihrem wöchentlichen Kurs "Understandig Britain". Ich habe dort in den vergangenen Jahren viel über die Briten, ihre Sitten und Gebräuche, ihre Sprache und Geschichte erfahren. Es macht Spaß, weil Tricia einen wunderbar trockenen Humor hat.
Vor einer Woche erzählte sie uns die unglaubliche Geschichte von Francis Drake, dem Piraten der im 16. Jahrhundert im Auftrag von Königin Elisabeth I die Welt umsegelte und vor der englischen Küste die spanische Armada besiegte. Einge spanische Schiffe schafften es bis zur irischen Küste und gingen dort unter. Tricia ist überzeugt, dass ihr dunkelhaariger Vater Robert McCurrie von einem Spanier abstammt, der sich an die irische Küste retten konnten.
Glücklicherweise interessiert sich Tricia weniger für Schlachten und mehr für das Leben der Leute und für interessante Frauen. So erfuhren wir zum Beispiel, dass Elisabeth I eine Kette trug, die zwanzig Zentimeter unter Nabelhöhe mit einer rosa Perle endete - an eben der Stelle an der bei männliche Herrschern eine Schamkapsel (codpiece) prangte.
Durch Tricia habe ich einige interessante historische Frauen kennen gerlernt: Zum Beispiel die erfolgreiche Schauspielerin Dorothea Jordan. Sie war die Lebensgefährtin des Duke of Clarence, mit dem sie zehn Kinder hatte. Als er König wurde trennte sich William IV von seiner Geliebten und heiratete standesgemäß die deutsche Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen.
Bei jedem Treffen bekommen wir Kopien mit den wichtigsten Informationen, sehr schön mit Fotos aufbereitet. Beim Blättern durch meinen inzwischen ganz schön dicken Stapel fallen mir die besonders spannenden Themen aus den vergangenen Jahren ins Auge: Die Geschichte der Mary Stuart, die Nachkriegsjahre in Großbritannien,die Royals, die Hannoveraner Könige auf den englischen Thron, das Leben Churchills.
Es geht aber nicht nur um Geschichte: Wir haben auch über britische Mode, Literatur, englischen Humor, das Essen, Kunst, Bauwerke und Gartenkunst gesprochen. Nebenbei verrät Tricia gerne welches ihre Lieblingsorte in London sind und manchmal führt sie uns auch dort hin. Ein besonderes Highlight war unser Besuch im Travellers Club, der in einem eleganten Palazzo in der Londoner Pall Mall residiert. Die Mitglieder sind Diplomaten, Forschungsreisende und Reiseschriftsteller. Wir fragten natürlich, warum der Club keine Frauen aufnimmt, schließlich leben in London etliche Diplomatinnen und Reiseschriftstellerinnen. Unser Gastgeber versuchte es so zu erklären: Die männlichen Mitglieder bräuchten eben einen frauenfreien Raum, in dem sie sich entfalten könnten....
Wir treffen uns jeden Mittwochvormittag in den Olympic Studios in Barnes - das ist wunderbar, weil es in Barnes tollte Läden gibt und ich mit dem Fahrrad in 15 Minuten da bin. Nach dem Kurs gönnen wir uns manchmal noch einen Lunch im zu den Studios gehörenden Restaurant. Dienstags gibt Tricia den selben Kurs im University Womens Club in Mayfair. Manchmal (viel zu selten) raffe ich mich auf und fahre nach Mayfair statt nach Barnes und bummle anschließend noch etwas durch die Innenstadt.
Am Montag unterrichtet Tricia in Barnes "Englisch für Fortgeschrittene" (www.englishcollegebarnes.com). Das ist ein sehr effizienter Englischkurs, der hoffentlich dazu beiträgt, dass ich irgendwann nicht mehr so viele doofe Grammatikfehler mache.
Kommentare: 0