Großbritannien fällt das Gedenken an die Bombardierung von Dresden nicht leicht

14.03.2015

Britische Medien berichten in diesen Tagen ausführlich über die Bombardierung Dresdens vor 70 Jahren und deren Auswirkungen auf heute. Die Korrespondentin des "Guardian", Kate Connolly, besuchte in Dresden den Schlachthof 5, jenen Keller in dem der amerikanische Autor des Kultbuches Slaughterhause-Five als Kriegsgefangener den Angriff a überlebte. Dies sei einer der wenigen Orte in Dresden, an denen man noch die Zeichen des Krieges erkennen könne, schreibt Connolly. Anders als Berlin habe Dresden "alles dafür getan, die Spuren verschwinden zu lassen." Für BBC Radio 4 ist Tom Holland nach Dresden gereist. Er interviewte Überlebende des Angriffs und berichtete vom Wiederaufbau der Frauenkirche.

Die Korrespondenten versuchen anlässlich des Jahrestages, die aktuelle Stimmung in Dresden zu erfassen: "Dresden nähert sich dem Jahrestag mit Zögern", schreibt der Guardian, "wegen des Erstarkens der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung." Die Zahl der Angriffe auf Immigranten nehme immer weiter zu. Neo-Nazis hätten in den vergangenen Jahren das Gedenken an die Bombardierung missbraucht, um von einem "Bomben-Holocaust" zu sprechen und "deutsche Opfer mit Ausschwitz-Opfern gleichzusetzen". Die Zeitung berichtet aber auch von Bannern in der Stadt mit den Aufschriften wie "Offene Augen, offen Herzen, offene Türen" und "Dresden für Alle! Refugees Welcome!"

Auch der "Independent" schreibt, die Erinnerung an die Bombardierungen habe das Selbstbild der Stadt geprägt. Dies könne "eine Erklärung dafür sein, dass sie Geburtsort der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung war". Diese aber scheine "im Verschwinden zu sein".

Während das Interesse daran groß ist, wie die Deutschen den Gedenktag begehen, fällt den Briten das Gedenken ebenfalls nicht leicht. Einerseits ist die Sicht verbreitet, dass die Bombardierung eine militärisch unnötige Grausamkeit war. Andererseits haben sie dem verantwortlichen Kommandanten Arthur "Bomber" Harris ein Denkmal gesetzt. 1992 enthüllte die Königinmutter die umstrittene Statue. Sie stellt den Kommandanten in martialischer Pose dar. Die Queen Mum sah erstaunt auf, als Demonstranten riefen: "Harris ist ein Kriegsverbrecher". 2012 wurde dann das ebenso umstrittene Denkmal zu Ehren von Harris´ Bomber-Kommando eingeweiht: Es zeigt Piloten in Fliegermontur und trägt die Aufschrift: "Queen Elisabeth II enthüllte dieses Denkmal im Jahr ihres diamantenen Jubiläums ". Auch gegen diese Statuen gab es Proteste. Doch der Sänger Robin Gibb verteidigte sie: "Die ganze Welt, einschließlich Deutschland ist heute frei, weil sich das Bomber-Kommando geopfert hat."

2013 tauchte in England ein dreißig Jahre altes Interview mit Harris auf, in dem er beteuert, er sei kein Kriegsverbrecher, weil die Regierung die Bombardierung Dresdens angeordnet habe. Er halte die Entscheidung aber nach wie vor für richtig und würde es wieder so machen. Britische Historiker streiten seit Jahrzehnten darüber, ob die Bombardierung militärisch notwendig war und ob sie wegen der vielen zivilen Opfer ein Kriegsverbrechen darstellt. Der extrem rechte Historiker David Irving warf den Alliierten vor, ein Völkermord-ähnliches Verbrechen begangen zu haben. Historiker Richard Overy argumentierte dagegen im BBC-Sender Radio 4, das Bombardement auf Dresden habe 25.000 Menschenleben gekostet: "Bei der Bombardierung Hamburgs sind 35.000 Menschen umgekommen. Und wir müssen uns daran erinnern dass beim deutschen Blitzangriff auf London 28.000 Menschen umgekommen sind." Overy sagte auch, militärisch habe die Bombardierung das Ziel gehabt, "die Eisenbahnlinien zu zerstören und die Verlegung deutscher Truppen zur Ostfront zu stoppen." Allerdings verfehlten die Briten dieses Ziel. Premierminister Winston Churchill schrieb nach der Bombardierung Dresdens: "Ich glaube, es ist nötig, dass wir uns mehr auf militärische Ziele konzentrieren (...) statt auf reine Akte des Terrors und der Zerstörung."

Nach dem Krieg half die britische Regierung finanziell, die Stadt wieder aufzubauen. Dresden wurde Partnerstadt von Coventry, das die Deutschen zerstört hatten. Freiwillige Deutsche halfen beim Aufbau der Kathedrale von Coventry und Freiwillige aus England bei der Wiederherstellung des Dresdner Diakonissenkrankenhauses.

Trotzdem wurde die Queen bei ihrem Staatsbesuch in Dresden 1992 mit Eiern beworfen und mit Buhrufen empfangen. Als sie 2004 wieder nach Deutschland kam, machte sie einen Bogen um Dresden. Beim Staatsbankett in Berlin forderte sie Deutsche und Briten auf, aus der Geschichte zu lernen: "In Erinnerung an das schreckliche Leid auf beiden Seiten, erkennen wir an, wie wertvoll der Frieden ist, den wir in Europa seit 1945 aufgebaut haben." Im Juni wird die Queen wieder nach Deutschland reisen. Ob sie auch nach Dresden kommt, ist noch nicht bekannt.

Großbritannien fällt das Gedenken an Dresden nicht leicht

Vor 70 Jahren haben Briten und Amerikaner Dresden bombardiert. In Großbritannien ist einerseits ist die Sicht verbreitet, dass die Bombardierung eine militärisch unnötige Grausamkeit war. Andererseits haben die Briten dem verantwortlichen Kommandanten Arthur "Bomber" Harris ein Denkmal gesetzt

Von Tina Stadlmayer

Britische Medien berichten in diesen Tagen ausführlich über die Bombardierung Dresdens vor 70 Jahren und deren Auswirkungen auf heute. Die Korrespondentin des "Guardian", Kate Connolly, besuchte in Dresden den Schlachthof 5, jenen Keller in dem der amerikanische Autor des Kultbuches Slaughterhause-Five als Kriegsgefangener den Angriff a überlebte. Dies sei einer der wenigen Orte in Dresden, an denen man noch die Zeichen des Krieges erkennen könne, schreibt Connolly. Anders als Berlin habe Dresden "alles dafür getan, die Spuren verschwinden zu lassen." Für BBC Radio 4 ist Tom Holland nach Dresden gereist. Er interviewte Überlebende des Angriffs und berichtete vom Wiederaufbau der Frauenkirche.

Die Korrespondenten versuchen anlässlich des Jahrestages, die aktuelle Stimmung in Dresden zu erfassen: "Dresden nähert sich dem Jahrestag mit Zögern", schreibt der Guardian, "wegen des Erstarkens der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung." Die Zahl der Angriffe auf Immigranten nehme immer weiter zu. Neo-Nazis hätten in den vergangenen Jahren das Gedenken an die Bombardierung missbraucht, um von einem "Bomben-Holocaust" zu sprechen und "deutsche Opfer mit Ausschwitz-Opfern gleichzusetzen". Die Zeitung berichtet aber auch von Bannern in der Stadt mit den Aufschriften wie "Offene Augen, offen Herzen, offene Türen" und "Dresden für Alle! Refugees Welcome!"

Auch der "Independent" schreibt, die Erinnerung an die Bombardierungen habe das Selbstbild der Stadt geprägt. Dies könne "eine Erklärung dafür sein, dass sie Geburtsort der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung war". Diese aber scheine "im Verschwinden zu sein".

Während das Interesse daran groß ist, wie die Deutschen den Gedenktag begehen, fällt den Briten das Gedenken ebenfalls nicht leicht. Einerseits ist die Sicht verbreitet, dass die Bombardierung eine militärisch unnötige Grausamkeit war. Andererseits haben sie dem verantwortlichen Kommandanten Arthur "Bomber" Harris ein Denkmal gesetzt. 1992 enthüllte die Königinmutter die umstrittene Statue. Sie stellt den Kommandanten in martialischer Pose dar. Die Queen Mum sah erstaunt auf, als Demonstranten riefen: "Harris ist ein Kriegsverbrecher". 2012 wurde dann das ebenso umstrittene Denkmal zu Ehren von Harris´ Bomber-Kommando eingeweiht: Es zeigt Piloten in Fliegermontur und trägt die Aufschrift: "Queen Elisabeth II enthüllte dieses Denkmal im Jahr ihres diamantenen Jubiläums ". Auch gegen diese Statuen gab es Proteste. Doch der Sänger Robin Gibb verteidigte sie: "Die ganze Welt, einschließlich Deutschland ist heute frei, weil sich das Bomber-Kommando geopfert hat."

2013 tauchte in England ein dreißig Jahre altes Interview mit Harris auf, in dem er beteuert, er sei kein Kriegsverbrecher, weil die Regierung die Bombardierung Dresdens angeordnet habe. Er halte die Entscheidung aber nach wie vor für richtig und würde es wieder so machen. Britische Historiker streiten seit Jahrzehnten darüber, ob die Bombardierung militärisch notwendig war und ob sie wegen der vielen zivilen Opfer ein Kriegsverbrechen darstellt. Der extrem rechte Historiker David Irving warf den Alliierten vor, ein Völkermord-ähnliches Verbrechen begangen zu haben. Historiker Richard Overy argumentierte dagegen im BBC-Sender Radio 4, das Bombardement auf Dresden habe 25.000 Menschenleben gekostet: "Bei der Bombardierung Hamburgs sind 35.000 Menschen umgekommen. Und wir müssen uns daran erinnern dass beim deutschen Blitzangriff auf London 28.000 Menschen umgekommen sind." Overy sagte auch, militärisch habe die Bombardierung das Ziel gehabt, "die Eisenbahnlinien zu zerstören und die Verlegung deutscher Truppen zur Ostfront zu stoppen." Allerdings verfehlten die Briten dieses Ziel. Premierminister Winston Churchill schrieb nach der Bombardierung Dresdens: "Ich glaube, es ist nötig, dass wir uns mehr auf militärische Ziele konzentrieren (...) statt auf reine Akte des Terrors und der Zerstörung."

Nach dem Krieg half die britische Regierung finanziell, die Stadt wieder aufzubauen. Dresden wurde Partnerstadt von Coventry, das die Deutschen zerstört hatten. Freiwillige Deutsche halfen beim Aufbau der Kathedrale von Coventry und Freiwillige aus England bei der Wiederherstellung des Dresdner Diakonissenkrankenhauses.

Trotzdem wurde die Queen bei ihrem Staatsbesuch in Dresden 1992 mit Eiern beworfen und mit Buhrufen empfangen. Als sie 2004 wieder nach Deutschland kam, machte sie einen Bogen um Dresden. Beim Staatsbankett in Berlin forderte sie Deutsche und Briten auf, aus der Geschichte zu lernen: "In Erinnerung an das schreckliche Leid auf beiden Seiten, erkennen wir an, wie wertvoll der Frieden ist, den wir in Europa seit 1945 aufgebaut haben." Im Juni wird die Queen wieder nach Deutschland reisen. Ob sie auch nach Dresden kommt, ist noch nicht bekannt.

Großbritannien fällt das Gedenken an Dresden nicht leicht

Vor 70 Jahren haben Briten und Amerikaner Dresden bombardiert. In Großbritannien ist einerseits ist die Sicht verbreitet, dass die Bombardierung eine militärisch unnötige Grausamkeit war. Andererseits haben die Briten dem verantwortlichen Kommandanten Arthur "Bomber" Harris ein Denkmal gesetzt

Von Tina Stadlmayer

Britische Medien berichten in diesen Tagen ausführlich über die Bombardierung Dresdens vor 70 Jahren und deren Auswirkungen auf heute. Die Korrespondentin des "Guardian", Kate Connolly, besuchte in Dresden den Schlachthof 5, jenen Keller in dem der amerikanische Autor des Kultbuches Slaughterhause-Five als Kriegsgefangener den Angriff a überlebte. Dies sei einer der wenigen Orte in Dresden, an denen man noch die Zeichen des Krieges erkennen könne, schreibt Connolly. Anders als Berlin habe Dresden "alles dafür getan, die Spuren verschwinden zu lassen." Für BBC Radio 4 ist Tom Holland nach Dresden gereist. Er interviewte Überlebende des Angriffs und berichtete vom Wiederaufbau der Frauenkirche.

Die Korrespondenten versuchen anlässlich des Jahrestages, die aktuelle Stimmung in Dresden zu erfassen: "Dresden nähert sich dem Jahrestag mit Zögern", schreibt der Guardian, "wegen des Erstarkens der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung." Die Zahl der Angriffe auf Immigranten nehme immer weiter zu. Neo-Nazis hätten in den vergangenen Jahren das Gedenken an die Bombardierung missbraucht, um von einem "Bomben-Holocaust" zu sprechen und "deutsche Opfer mit Ausschwitz-Opfern gleichzusetzen". Die Zeitung berichtet aber auch von Bannern in der Stadt mit den Aufschriften wie "Offene Augen, offen Herzen, offene Türen" und "Dresden für Alle! Refugees Welcome!"

Auch der "Independent" schreibt, die Erinnerung an die Bombardierungen habe das Selbstbild der Stadt geprägt. Dies könne "eine Erklärung dafür sein, dass sie Geburtsort der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung war". Diese aber scheine "im Verschwinden zu sein".

Während das Interesse daran groß ist, wie die Deutschen den Gedenktag begehen, fällt den Briten das Gedenken ebenfalls nicht leicht. Einerseits ist die Sicht verbreitet, dass die Bombardierung eine militärisch unnötige Grausamkeit war. Andererseits haben sie dem verantwortlichen Kommandanten Arthur "Bomber" Harris ein Denkmal gesetzt. 1992 enthüllte die Königinmutter die umstrittene Statue. Sie stellt den Kommandanten in martialischer Pose dar. Die Queen Mum sah erstaunt auf, als Demonstranten riefen: "Harris ist ein Kriegsverbrecher". 2012 wurde dann das ebenso umstrittene Denkmal zu Ehren von Harris´ Bomber-Kommando eingeweiht: Es zeigt Piloten in Fliegermontur und trägt die Aufschrift: "Queen Elisabeth II enthüllte dieses Denkmal im Jahr ihres diamantenen Jubiläums ". Auch gegen diese Statuen gab es Proteste. Doch der Sänger Robin Gibb verteidigte sie: "Die ganze Welt, einschließlich Deutschland ist heute frei, weil sich das Bomber-Kommando geopfert hat."

2013 tauchte in England ein dreißig Jahre altes Interview mit Harris auf, in dem er beteuert, er sei kein Kriegsverbrecher, weil die Regierung die Bombardierung Dresdens angeordnet habe. Er halte die Entscheidung aber nach wie vor für richtig und würde es wieder so machen. Britische Historiker streiten seit Jahrzehnten darüber, ob die Bombardierung militärisch notwendig war und ob sie wegen der vielen zivilen Opfer ein Kriegsverbrechen darstellt. Der extrem rechte Historiker David Irving warf den Alliierten vor, ein Völkermord-ähnliches Verbrechen begangen zu haben. Historiker Richard Overy argumentierte dagegen im BBC-Sender Radio 4, das Bombardement auf Dresden habe 25.000 Menschenleben gekostet: "Bei der Bombardierung Hamburgs sind 35.000 Menschen umgekommen. Und wir müssen uns daran erinnern dass beim deutschen Blitzangriff auf London 28.000 Menschen umgekommen sind." Overy sagte auch, militärisch habe die Bombardierung das Ziel gehabt, "die Eisenbahnlinien zu zerstören und die Verlegung deutscher Truppen zur Ostfront zu stoppen." Allerdings verfehlten die Briten dieses Ziel. Premierminister Winston Churchill schrieb nach der Bombardierung Dresdens: "Ich glaube, es ist nötig, dass wir uns mehr auf militärische Ziele konzentrieren (...) statt auf reine Akte des Terrors und der Zerstörung."

Nach dem Krieg half die britische Regierung finanziell, die Stadt wieder aufzubauen. Dresden wurde Partnerstadt von Coventry, das die Deutschen zerstört hatten. Freiwillige Deutsche halfen beim Aufbau der Kathedrale von Coventry und Freiwillige aus England bei der Wiederherstellung des Dresdner Diakonissenkrankenhauses.

Trotzdem wurde die Queen bei ihrem Staatsbesuch in Dresden 1992 mit Eiern beworfen und mit Buhrufen empfangen. Als sie 2004 wieder nach Deutschland kam, machte sie einen Bogen um Dresden. Beim Staatsbankett in Berlin forderte sie Deutsche und Briten auf, aus der Geschichte zu lernen: "In Erinnerung an das schreckliche Leid auf beiden Seiten, erkennen wir an, wie wertvoll der Frieden ist, den wir in Europa seit 1945 aufgebaut haben." Im Juni wird die Queen wieder nach Deutschland reisen. Ob sie auch nach Dresden kommt, ist noch nicht bekannt.

 

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