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Oberösterreichische Nachrichten
In Südkorea ist ein Nobelkaufhaus eingestürzt

01.07.1995

Die Kaufhausmanager waren gewarnt, aber ihnen ging Profit vor Sicherheit


Der verheerende Einsturz eines Nobelkaufhauses in Südkoreas Hauptstadt Seoul am Donnerstag hat bisher mindestens 100 Tote gefordert. Mehr als 1000 Menschen wurden verletzt aus den Trümmern geborgen. Etwa 200 Opfer liegen noch immer unter dem zusammengestürzten Gebäude. Vermutlich sind aber die meisten von ihnen nicht mehr am Leben. Denn nach dem Einsturz des Gebäudes brach ein Feuer aus. Experten vermuten, daß sich die Benzintanks der im Untergeschoß geparkten Autos entzündeten. Beißender Rauch drang aus den Trümmern. Viele Opfer, die den Einsturz zwischen den Betonteilen eingeklemmt überlebt hatten, sind inzwischen verbrannt oder erstickt. Einige riefen oder klopften 30 Stunden nach dem Unglück noch um Hilfe. Ein Feuerwehrmann: "Ich konnte aus dem Untergeschoß die Rufe der Verschütteten hören. Wir konnten sie noch nicht befreien." Die Bergungsmannschaften haben Schwierigkeiten, die riesigen Betonplatten zu heben. Wenn sie schweres Gerät einsetzen, könnten die Trümmer zusammenfallen und Überlebende zerquetschen.

Inzwischen ist klar, daß das Management des Kaufhauses vor der Katastrophe über die Gefahr informiert war. Ingenieure der staatlichen Bauaufsicht hatten das Kaufhaus untersucht, nachdem das Personal große Risse in den Stützpfeilern und in der Decke des obersten Stockwerkes entdeckt hatte. Sie warnten die Geschäftsleitung, das ganze Gebäude könne zusammenbrechen. Stunden vor dem Einsturz des Kaufhauses brach über den Restaurants in der obersten Etage das Dach ein. Dem Management des Kaufhauses war aber der Profit wichtiger als die Sicherheit der Menschen. Noch zehn Minuten vor dem Einsturz warnte ein Experte noch einmal vor der akuten Gefahr. Die leitenden Angestellten rannten daraufhin aus dem Haus und überließen die Angestellten und mehr als tausend Kunden ihrem Schicksal. Der Präsident der Firma, sein Stellvertreter und ein leitender Angestellter der verantwortlichen Baufirma wurden wegen fahrlässiger Tötung in Untersuchungshaft genommen.

Das Kaufhaus war erst sechs Jahre alt. Bauexperten erklärten inzwischen, die Stahlbetonkonstruktion sei zu schwach gewesen. Das Kaufhaus hätte doppelt soviele Stahlträger haben müssen. Außerdem stand es auf relativ weichem Boden, der erst vor wenigen Jahren auf einer ehemaligen Mülldeponie aufgeschüttet worden war.

01.07.1995 / Tina Stadlmayer

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